Im buddhistischen (und auch im hinduistischen) Weltbild basiert das ganze Universum auf sich immerfort wiederholenden Zyklen.
Welten entstehen, existieren für einige Zeit, werden vernichtet und entstehen immer wieder neu.
Diesem fortwährendem Kreislauf sind auch alle Wesen unterworfen, die die verschiedenen Welten bewohnen.
Für irdische Lebewesen bedeutet dies ganz konkret, man wird als Mensch oder auch als Tier geboren, existiert einige Zeit in dieser Form und verstirbt dann schließlich. Dem Tod folgt dabei grundsätzlich umgehend die nächste Geburt, allerdings muss diese nicht zwingend wieder auf der Erde erfolgen. In der buddhistischen Weltsicht gibt es viele Welten, in die man hineingeboren werden kann, Himmel, Hölle, Geisterwelten und andere Planeten eingeschlossen.
Ein guter Mensch könnte z.B. nach seinem irdischen Ableben im Himmel wiedergeboren werden, dort einige Zeit verbringen um schließlich irgendwann wieder als Mensch auf die Erde zurückzukehren.
Ein bösartiger Mensch könnte dementsprechend nach seinem Tod einige Zeit in der Hölle verbringen, um dann irgendwann wieder in irgendeiner Form auf der Erde zu erscheinen.
Wer nicht gut genug für den Himmel ist, aber dennoch in der Hölle fehl am Platz wäre, der könnte auch einige Zeit als Geist über die Erde wandeln, bis er schließlich irgendwann wieder in körperhafter Form auf der Erde geboren wird.
Natürlich wäre nach dem Tod eines jeden irdischen Lebewesens auch eine umgehende Wiedergeburt auf der Erde möglich, eben in Form eines anderes Lebewesens.
Die Existenz ist ein fortwährender Kreislauf, ein Geburtenkreislauf…
Die Fortentwicklung eines jeden Wesens in diesem Kreislauf unterliegt einem allumfassenden Naturgesetz, dem Karma.
Das Karma regelt genau, wo, unter welchen Umständen und in welcher Gestalt die nächste Geburt erfolgt. Allerdings ist dies nicht die einzige Wirkung des Karmas. Das Karma gibt auch einem jeden Lebewesen für jedes seiner Leben die ein oder andere Aufgabe mit.
Denn das ist der Sinn der sich ständig wiederholenden Abläufe, es geht darum zu lernen. Es geht darum, das Bewusstsein über unzählige Geburten hinweg so weit zu entwickeln bis ein Zustand erreicht ist, der das Ausscheiden aus dem Geburtenkreislauf ermöglicht.
Dies bezeichnen wir als das Erreichen des Nirvana.
Wer das Nirvana erreicht hat, dessen Bewusstsein ist so weit entwickelt, das weitere Geburten nicht mehr notwendig sind.
Man sagt auch, wer das Nirvana erreicht hat, der ist erleuchtet.
Das Erreichen des Nirvanas ist jedoch nicht gleich dem Erreichen der Buddhaschaft. Wer das Nirvana erreicht hat, der ist soweit entwickelt, dass er nicht weiter wiedergeboren werden muss, er muss aber keineswegs vollständig erleuchtet sein.
Nur ein Buddha ist vollständig erleuchtet.
Neben dem Ausscheiden aus dem Geburtenkreislauf hat das Erreichen des Nirvana aber auch einen weiteren ganz entscheidenden Vorteil:
Wer das Nirvana erreicht hat, der ist frei von all dem Leiden, das den Nicht – Erleuchteten plagt. Warum? Weil ein Erleuchteter genau verstanden hat wie Leid entsteht!
Daher ist das Erreichen des Nirvana letztenendes das höchste Ziel aller Buddhisten, es geht einher mit der Befreiung von allem menschlichen Leid.
Doch kommen wir zurück zum Begriff des Karma.
Gemäß der buddhistischen Weltsicht ist das Karma eine universell wirkende Naturkraft. Die Karma – Kraft bestimmt unser Fortkommen im Geburtenkreislauf, so wie die Graviationskraft die Bahn der Himmelskörper in unserem Universum bestimmt.
Ähnlich wie all die Kräfte, welche die Wechselwirkung der Materie bestimmen (Graviatationskraft, elektrische & magnetische Kräfte, etc.) unterliegt die Karma – Kraft dabei exakten Gesetzmäßigkeiten.
Die Wirkung der Karma – Kraft ergibt sich aus der zugehörigen Karma – Energie (das ist jetzt eine Spitzfindigkeit für z.B. Physiker).
Diese Karma – Energie wird umgangssprachlich einfach als „Karma“ bezeichnet.
Allerdings ist es wohl noch niemandem gelungen, die Existenz des Karmas zu beweisen oder gar die Gesetzmäßigkeiten seiner Wirkung mathematisch zu beschreiben.
Gemäß des buddhistischen Weltbilds ist aber die Wirkungsweise des Karmas die folgende:
Jede Tat und jeder Gedanke erzeugt Karma – Energie. Hilfreiche Taten und Gedanken (in der buddhistischen Literatur oft auch als heilsame Taten und Gedanken bezeichnet) erzeugen hilfreiche Karma – Energie. Hilfreiche Karma – Energie sorgt dafür, dass uns die Karma – Kraft in der Zukunft an eine für uns hilfreiche Position befördert (wir machen Fortschritte im Geburtenkreislauf).
Nicht – hilfreiche (bzw. unheilsame) Taten und Gedanken erzeugen das, was man umgangssprachlich als schlechtes Karma bezeichnet. Schlechtes Karma sorgt dafür, dass uns die Karma – Kraft zukünftig in eine schlechtere Situation befördert (wir machen Rückschritte im Geburtenkreislauf, wir stoßen in diesem oder im nächsten Leben auf große Widrigkeiten oder werden z.B. nicht mehr als Mensch geboren sondern als Tier, als Geist, in der Hölle, etc.).
Mit ausschlaggebend für die karmische Konsequenz einer Tat ist dabei immer das Bewusstsein in dem die Tat begangen wurde. Es macht z.B. einen Unterschied, ob man einem anderen Lebewesen bewusst oder versehentlich Schaden zufügt.
Wer das Nirvana erreichen will, der muss Schritt für Schritt alle nicht – hilfreichen bzw. unheilsamen Taten und Gedanken überwinden und durch hilfreiche bzw. heilsame Taten und Gedanken ersetzen.
Dann führt uns das Karma automatisch auf die richtige Bahn zum Nirvana. Unsere Aufgabe auf diesem Weg ist es, unser Bewusstsein ständig weiter zu entwickeln. Dies gelingt uns, indem wir uns selbst und unsere Interaktion mit unserer Umgebung aufmerksam beobachten und studieren.